Weiter wird das Kegelkrad nach hinten durchgesteckt. Überredungskünste können mit einem Kunststoffhammer oder Holzklotz geleistet werden. Hier gilt auch, den Simmering nicht beschädigen (falls er nicht neu gemacht wird).
Jetzt haben wir den ganzen Kram auf der Werkbank liegen und können ihn in Ruhe betrachten.
Wenn wir Glück haben, die Zahnflanken sind in Ordnung, haben ein gutes Tragbild, es ist noch die original Übersetzung und wir benutzen einen Kit von Ford Racing, ja dann können wir mit 99% er Sicherheit die Einstellscheibendicke des Korbes und des Kegelrades übernehmen. Denn Ford hat eine sogenannte MHD (master housing dimension). Dieses Maß ist bei allen Achsen von Ford fest definiert. So werden alle Ford Teile des Differentials nach diesem Maß gefertigt.
Trotzdem müssen wir uns später von dem perfekten Tragbild und Zahnflankenspiel überzeugen.
Die Einbautiefe des Kegelrades wird mit Einstellscheiben (unter dem großen Lager) bewerkstelligt. Nun müssen die Lager vom Kegelrad und Korb (falls nicht weiter verwendet) entfernt werden. Am einfachsten, Ihr geht in eine Werksatt und lasst sie abpressen. Ich habe mit einer Flex und einer hauchdünnen Trennscheibe die Lager aufgeschnitten. Das ist nichts für schwache Nerven. Einwenig zu weit, Schrott....
Also, wenn man sich nicht sicher ist, geht bitte zum Abpressen in eine Werkstatt. Das Tellerrad wird entfernt, indem man die 10 Schrauben entfernt und mit einem Hammer vorsichtig rundherum schlägt, bis sich das Tellerrad löst.
Jetzt werden die Dicken der Scheiben des Korbes, sowie des Kegelrades gemessen. Diese Maße sind ein sehr guter Ausgangspunkt (siehe MHD).
Weiter wird das neue Tellerrad aufgepresst. Hört sich zwar schwer an, ist aber relativ einfach. Wichtig ist, dass die Auflagefläche absolut sauber und ohne Beschädigung ist. Geht mit ein wenig feinem Schleifpapier über die Fläche. Der Zahnkranz muß 1000%ig gerade sitzen. Ich habe das Tellerrad in einem Wasserbad ca. eine halbe Stunde gekocht (kleiner Trick) um es etwas zu "dehnen". Raus aus dem Wasser (heiß!!!!!!!) und rauf auf den Korb. Die Richtung der Befestigungslöcher muß sofort stimmen. Jetzt mit einem Kunststoffhammer rundherum schlagen, bis es etwas sitzt. Jetzt noch ein kleiner Trick, mit den Befestigungsschrauben das Rad gleichmäßig rundherum anziehen. Das alles sollte zügig gehen, solange das Teil heiß ist. Bitte nicht mit einem Metallhammer draufschlagen, dann fliegen sofort die gehärteten Zähne weg !!!
Jetzt werden alle Schrauben wieder entfernt und mit Loctite versehen, eingesetzt und mit 95-115 Nm kreisförmig festgezogen.
Jetzt können die neuen Lager links und rechts aufgepresst werden (wenn erwünscht bitte in die Werkstatt). Meine habe ich ohne Presse eingesetzt. Wieder ein heißes Wasserbad benutzt um die Lager warm zu machen, dann aufgesetzt und mit einem Holzklotz und Fäustel aufgeschlagen. Als Zentrierung der Schläge habe ich ein altes Lager benutzt. Niemals auf den Lagerkorb schlagen. Hier gilt auch, einmal vorbei und Schrott...
Genauso bin ich mit dem Lager des Kegelrades verfahren. Bitte vorher nicht die richtigen Einstellscheiben vergessen.
Im Achsgehäuse befindet sich noch eine Lagerschale des Kegelradlagers welche mit einem längeren Durchschläger von hinten nach vorne herausbefördert wird. Wenn man von hinten ins Gehäuse schaut, sieht man links und recht eine Aussparung, hinter der sich die Lagerschale befindet.
Nun setzen wir das neue Kegelrad mit etwas Öl wieder ein und nicht dieses crush sleeve Ding vergessen. Mit diesem Teil wird das Moment eingestellt, mit dem sich das Kegelrad nachher drehen lässt und muß neu sein. Falls wir uns nacher beim Festschrauben vertun, muß der crush sleeve wieder erneuert werden. Ist mir passiert. Ich hatte zum Glück noch einen auf Reserve. Nun den Flansch der Kardanwelle drauf und eine neue Mutter mit Loctite aufschrauben. Jetzt wird tricky.
Die Mutter mit der Ratsche bis zum Anschlag anziehen. Falls Ihr eine Bühne oder Grube habt, herzlichen Glückwunsch. Nun kommt nämlich der brutale Teil. Die Mutter muß soweit festgezogen und diese crush sleeve soweit zusammengedrückt werden, bis sich das Kegelrad mit einem Moment von 1,8 - 3,3 Nm drehen lässt. Diese Drehmoment gilt nur für neue Lager, sollte ein gebrauchtes Teil verbaut werden verringert sich das Moment auf ca. 1,2 - 1,7 Nm. Darum der kleine Drehmomentschlüssel. Mit diesem an der Befestigungsmutter drehen (die entspechenden Nussadapter vorher besorgen). Das ist wirklich nicht viel. Ein klein wenig zu weit und das Kegelrad ist Bombenfest. Dann muß alles wieder raus, crush sleeve erneuern, und von vorne.
Also diese Mutter wird mit rund 800 Nm angezogen. Da könnt Ihr froh sein, einen sehr, sehr langen Hebel benutzen zu können. Ich hatte leider nur rund einen halben Meter !!
Dank des Kraftvervielfältigers ging es einigermaßen gut. Also immer nach einer halben Umdrehung der Mutter sofort die 1,8 - 3,3 Nm nachmessen.

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